Ausbau
von Wein und Spirituosen mittels Eichenspänen
Einführung
Die Erkenntniss, dass sich Alkohl gut mit Holz verträgt, ist nicht
neu. Bereits lange vor Christus war bekannt, dass Wein bei längerer
Aufbewahrung in Behältern aus Eichenholz mit der Zeit besser schmeckt.
(Eichen)holz enthält offenbar gewisse Bestandteile, die in der Lage
sind, Alkohol geschmacklich im günstigen Sinn zu beeinflussen. Rasch
entwickelte sich die Lagerung, vornehmlich von Wein, in Eichenfässern
- auch ohne Wissen um die dahinterliegenden chemischen Prozesse (sie
sind auch heutzutage zum Teil ungeklärt) - zu einer Pseudowissenschaft
und gängigen Praxis. Allein das Ergebnis gab seinen Protagonisten
recht.
Verschiedene Eichen
Heutzutage sind es vor allem vier Eichenarten, die bei der Herstellung
von Eichenfässern eine Rolle spielen.
Limousineiche
(Quercus pedoncula)
Diese französische Eiche ist die heute am besten bekannte und erprobte
Eiche im Küfergewerbe. Sie wird vornehmlich zum Ausbau von Cognac,
Weinbrand und Calvados verwendet. Dank ihrer großporigen Zellen
kommt es zu einer schnellen Auslaugung der Eichenholzbestandteile.
Sie färbt intensiv, enthält relativ wenig Bitterstoffe
(Tannin) und gibt dem Destillat eine kräftige Vanillenote.
Für den Ausbau von Wein spielt sie kaum eine Rolle.
Französische
Eiche (Quercus robur, Quercus sessile)
Diese französischen Eichen werden vor allem zum Ausbau von Wein
(auch Port) verwendet. Sie ist weniger aromatisch, enthält
weniger Tannin und Vanille und hat einen geringeren Eichencharakter
als die amerikanische Eiche.
Amerikanische
Eiche (Quercus alba)
Diese Eiche wird vor allem mit dem Ausbau von Whisk(e)y in Zusammenhang
gebracht, vornehmlich Whiskey und Bourbon aber auch schottischer
und kanadischer Whisky: nach einmaliger Lagerung von Bourbon und
Whiskey - das amerikanische Gesetz verbietet die mehrmalige Verwendung
- werden die Fässer an kanadische und schottische Whiskydestillerien
veräußert. In jüngster Zeit spielen Fässer aus amerikanischer Eiche
aber auch beim Ausbau vor allem von schweren Weinen, wie Rioja,
Shiraz und Bordeaux eine Rolle. Diese Eiche ist vergleichsweise
aromatischer und enthält mehr Bitterstoffe (Tannin) als die französischen
Eichen.
Ungarische
Eiche (Quercus petraea, Quercus robur)
Die ungarische Eiche ist das jüngste Glied in der Viererkette. Sie
wird vornehmlich zum Ausbau von Wein verwendet. Gegenwärtig findet
sie in den USA ihren größten Absatz. Ihre Eignung als
Lagerstätte für Spirituosen ist zwar weniger bekannt; es gibt jedoch
keinen Grund, weshalb sie sich auch für diesen Zweck nicht eignen
sollte. Sie ähnelt der französischen Eiche, enthält aber vergleichsweise
noch weniger Bitterstoffe (Tannin) und ist vom Aroma her gedämpfter
und von der Struktur weicher und runder mit einer pikanten Zimt-
und Mandelnote.
Rösten (Toasten)
Feuer spielt bei der Herstellung und Bearbeitung von Eichenfässern
eine Rolle. Zum einem müssen die Dauben über einem kleinen Feuer
erst weich gemacht werden, damit sie für die Fassform gebogen werden
können. Zum anderen werden verwendete Fässer (zum Teil) zwecks Enfernung
unerwünschter Aromen vor dem nächsten Gebrauch ausgebrannt. Aus
dieser von der Notwendigkeit diktierten Praxis wurde aber bald die
Einsicht geboren, dass solche gerösteten (mit Feuer behandelten)
Fässer dem Ausbau eine andere Geschmacksnote verleihen, als natürlich
belassene (bei denen das Holz mittels Wasserdampf aufgeweicht wird).
Beim Rösten wird u.a. die Hemizellulose des Holzes in einfache Zuckerarten
abgebaut, die dann aufgrund der Hitze karamelisieren. Dieser karamelisierte
Zucker wiederum trägt sowohl zu Aroma und Farbe des Ausbaus (z.B.
des Bourbons) bei. Zu den weiteren Veränderungen des Röstens zählen:
Lignine
im Holz werden zu Phenolen und Vanille umgewandelt
Tannine
(Bitterstoffe) werden abgebaut
die
Bildung von Laktonen - sie geben Bourbon sein charakteristisches
Aroma - wird dramatisch gefördert.
Röststufen
Man unterscheidet zwischen drei Röststufen:
Medium:
warme, süße Note mit deutlichem Vanillecharakter
Medium-Plus:
dunkler als Medium mit zusätzlichen Armonen von Honig und gerösteten
Nüssen.
Heavy:
verleiht dem Ausbau rasch ein deutliches Karamel- und Röstaroma.
Wird gern zusammen mit leichteren Röststufen verwendet.
Eichenspäne
Eichenfässer sind teuer. Die Alternative heisst Eichenspäne. Sie
sind quasi das Eichenfass des kleinen Geldbeutels. Ihre Verwendung
zum gewerblichen Ausbau von Wein ist in vielen Ländern reglementiert.
Für den Hobbygebrauch sind sie bestens geeignet. Sie können entweder
der Gärmaische oder dem Destillat beigegeben werden.
Gärmaische
Zur Beigabe direkt in die Gärmaische vor Gärbeginn eignen sich vor
allem geraspelte Eichenspäne. Sie werden entweder in einem porösen
Sack in die Maische gesenkt oder der Maische untergerührt und bis
Gärende in der Maische belassen.
Destillat
Zu unterscheiden ist zwischen (unverbindliche Angaben)
1. Herstellen einer Stammlösung
Geben Sie 40 g Eichenspäne in 1-2 Liter (2 Liter bei gerösteten
Spänen) geschmacklosen Alkohol (40 - 60 %vol.) und lassen Sie die
Späne mindestens 2 Wochen ziehen. Geben Sie dann das Gemisch
durch einen Filter Typ Melitta. Dieser "Eichenschnaps"
ist Ihre Stammlösung zum Ansetzen. Geben Sie diese Stammlösung
in Portionen der Spirituose hinzu, die Sie Ausbauen möchten.
Das optimale Mischverhältnis müssen Sie durch Verkosten
ermitteln.
2. Behandlung eines Destillats
Geben Sie 1-2 Teelöffel Eichenspäne (1 Teelöffel bei gerösteten
Spänen) in 1 Liter Destillat (zuvor auf Trinkstärke gebracht)
und lassen Sie die Späne mindestens 1 Woche ziehen. Das optimale
Mischverhältnis und die Einwirkunsgdauer müssen Sie durch
Verkosten ermitteln. Geben Sie dann das Gemisch durch einen Filter
Typ Melitta.
Hinweis: Das Rezept gibt es nicht. Vertrauen Sie Ihrem Geschmack
und scheuen Sie keine Experimente.
Mein Angebot
Mein Angebot an Eichenspänen umfasst die oben genannten Eichen:
Limousineiche:
Späne naturell, geraspelt. Artikelnummer 23265
Französische
Eiche: medium toast, Chips. Artikelnummer 23266
Amerikanische
Eiche: medium tost, Chips. Artikelnummer 23260
Ungarische
Eiche: medium toast, Chips. Artikelnummer 23270
Siehe meinen Shop.
Allgemeine Tipps in Sachen Eichenspäne:
Bis Sie den richtigen Dreh herausgefunden haben, sollten Sie mit
wenig starten. Sie können immer nachdosieren, aber ein Zuviel
nicht entfernen.
Das meiste Aroma wird wärend der ersten Woche freigesetzt.
Während dieser Zeit sollten Sie täglich verkosten, um
unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Vorsicht ist vor allem
bei der amerikanischen Eiche geboten: sie ist sehr "eichig".
Führen Sie ein Protokoll, damit Sie beim nächsten Ansatz
nachvollziehen können, was geändert werden muss bzw. beibehalten
werden kann.
Siehe auch Whiskyrezepte.
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