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Hefen
DIE ALKOHOLISCHE GÄRUNG
Bei der alkoholischen Gärung wird, unter anaeroben Bedingungen (Ausschluss
von Sauerstoff), Zucker in Trinkalkohol (Äthanol) umgewandelt. Ist
während der Gärung Sauerstoff zugegen, wird weniger - bis überhaupt
kein - Alkohol gebildet bzw. wird der gebildete Alkohol zu anderen, in der
Regel unerwünschten Geschmackstoffen umgewandelt.
Aus 1000 g Zucker werden theoretisch 540 g bzw. 680 ml Alkohol gebildet
Je nach Gärgut sind dort neben Zucker auch u.a. Aromastoffe und Eiweißstoffe
vorhanden. Diese werden bei der Gärung mehr oder weniger verändert.
Maßgeblichen Einfluss haben dabei die Mikroorganismen.
Die Umwandlung von Zucker in Alkohol wird von kleinen Lebewesen (Mikroorganismen)
bewerkstelligt. Diese sind als natürlicher Bestandteil im Gärgut
vorhanden (Wildhefen, Pilze, Bakterien) oder sie werden (empfehlenswert!)
dem Gärgut hinzugefügt (Backhefen, Reinzuchthefen).
Diese natürlich im Gärgut (Obst, Beeren, Trauben, Getreide etc.)
vorhandenen Mikroorganismen sind durchaus in der Lage, Zucker in Alkohol
umzuwandeln. Allerdings sind diese Organismen nicht auf die Bildung von
Alkohol spezialisiert (man könnte sagen, sie sind nicht dazu ausgebildet).
Die Folge: die Alkoholausbeute ist gering und der gebildete Alkohol ist
von schlechter Qualität, d.h. die im Gärgut ebenfalls vorhandenen
Aromen und Eiweißstoffe werden in erheblichem Ausmaß zu nicht
erwünschten Geruchs- und Geschmacksstoffen verändert.
Diese Organismen lieben Sauerstoff; in einem sauerstoffarmen und saurem
Milieu sind sie unglücklich.
Bäckereihefe
Auch Bäckereihefen können Zucker in Alkohol umwandeln. Aber ähnlich
wie die oben erwähnten Kollegen (Wildhefen etc.) sind sie nicht darauf
spezialisiert. Leidtragend ist vor allem die Alkoholausbeute. Auch lieben
sie Sauerstoff und hassen sauerstoffarme und saure Arbeitsbedingungen.
Reinzuchthefen
Diese sind, wie der Name, besagt gezüchtet, d.h. nach gewünschten
Eigenschaften ausgewählt und vermehrt. Entsprechend vielfältig
ist inzwischen das Angebot an Reinzuchthefen. In der Praxis sind dabei folgende
Eigenschaften von Bedeutung:
- Alkoholverträglichkeit: entscheidet, wie viel Alkohol bei der Gärung
gebildet wird
- Aromaspektrum: entscheidet in wie weit die im Gärgut vorhandenen
Aromen und Eiweißstoffe respektiert (d.h. nicht verändert werden)
oder in gewünschtem bzw. nicht gewünschtem Ausmaß verändert
werden.
Im Unterschied zu Wildhefen und Bäckereihefen kommen sie mit sauerstoffarmen
und sauren Arbeitsbedingungen gut zurecht. Daher: um die Arbeit von Wildhefen
etc. zu erschweren und die Arbeit von Reinzuchthefen zu fördern empfiehlt
es sich, Obstmaischen (vor allem säurearme) ansäuern!
Reinzuchthefen sind
entweder als reine Hefen oder Turbohefen im Handel erhältlich.
Reine Hefen
Als wichtigstes Beispiel von reinen Hefen sind die Weinhefen zu nennen.
Es sind gezüchtete Hefen einer gewissen Rasse und sonst nichts (damit
ist gemeint: keine Hefenahrung; siehe nachfolgend). Reine Hefen können
in der Regel den im Gärgut natürlich vorhandenen Zucker
vollständig in Alkohol umwandeln. Wird aber zum Zweck der Alkoholausbeute
das Gärgut gezuckert, dann empfiehlt sich für eine vollständige
Vergärung allerdings der Zusatz von Hefenahrung!
Die Gärung mit Weinhefen verläuft eher ruhig und dauert entsprechend
lange. Aufgrund der ruhigen Gärung gehen wenig Aromastoffe verloren.
Hefenahrung
Die optimale Versorgung der Hefe mit Hefenahrung ist für eine sichere
Gärung unabdingbar. Gerät die Hefe aufgrund von Nährstoffmangel unter
Stress, sind Gärfehler die Folge, u.a.:
- Gärstockungen
- vermehrte Bildung unerwünschter Begleitaromen
- unvollständige Endvergärung.
Als Richtwert gelten hier 40 g Hefenahrung auf 100 Liter des Gärguts.
Wie eingangs erwähnt, sind alle für die sichere Gärung erforderlichen
Hefenährstoffe in meinen Turbohefen bereits enthalten.
Eine reine Zuckerlösung enthält keine Hefenährstoffe. In Obst, Getreide
und Kartoffeln sind Hefenährstoffe enthalten, allerdings in unterschiedlicher
Menge. Hieraus ergeben sich für eine sichere Gärung je nach Gärgut
unterschiedliche Dosage-Empfehlungen.
Turbohefen
Turbohefen enthalten neben einer hochdosierten Rassenhefe auch
größere Mengen an hochwertiger Hefenahrung. Die Folgen:
Die Gärung ist stürmisch und von kurzer Dauer. Auch bei gezuckertem
Gärgut (siehe weiter unten) kommt es zu einer vollständigen
Endvergärung.
Allerdings gehen bei der stürmischen Gärung neben dem gebildeten
Kohlendioxyd auch Aromen verloren. Wenn Sie aromaschonend gären möchten
(z.B. Wein oder Brennmaischen aus Obst und Getreide herstellen möchten)
dann sollten Sie Turbohefen entsprechend niedriger dosieren als für
reinn Zuckerlösungen empfohlen. Näheres entnehmen Sie bitte
den Anleitungen zu meinen
Turbohefen.
Welche Hefe für welches Gärgut?
Herstellung von
Wein
Ungezuckertes Gärgut
Nehmen Sie eine Weinhefe mit oder ohne Hefenahrung.
- Beeren und Obst: der natürliche Zuckergehalt ermöglicht in
der Regel die Bildung von maximal 10% Alkohol. Die meisten Weinhefen schaffen
diesen Alkoholgehalt auch ohne die Zugabe von Hefenahrung.
- Weintrauben: der natürliche Zuckergehalt ist deutlich höher
als in Beeren und Obst im allgemein. Für eine vollständige Endvergärung
empfiehlt sich daher der Einsatz von Hefenahrung.
Gezuckertes Gärgut
Nehmen Sie eine Weinhefe und Hefenahrung oder eine "abgeschwächte"
Turbohefe (d.h. in der für Brennmaischen aus Obst empfohlenen Dosierung).
Brennmaischen aus
Obst und Getreide
Nehmen Sie eine Turbohefe mit neutralem Aromaspektrum (für sortentypischen
Alkohol) oder eingenem Aromaspektrum (für Alkohol mit komplexem Aroma,
d.h. Alkohol bei dem der sortentypische Charkter merh doer weniger durch
andere, von der Hefe gebildete Aromen überlagert wird).
Hinweis: Sie könnten auch eine Weinhefe und Hefenahrung nehmen. Aber
Vorsicht! Einige Weinhefen bilden (größere) Mengen an Glyzerin
(z.B. meine Universal-Weinhefe). Während die Bildung von Glyzerin
für gehaltvolle Weine durchaus erwünschenswert ist, wird Glyzerin
beim Brennen in unerwünschtes Acrolein umgewandelt. Der Einsatz von
Weinhefen für die Vergärung von Brennmaischen aus Obst ist daher
nicht zu empfehlen.
Thema Zucker
Zucker? Falls ja, dann wie viel?
Aus 1000 g Zucker werden theoretisch 540 g Alkohol gebildet. Das sind
680 ml reiner Alkohol! (In der Praxis sind es etwas weniger; siehe weiter
unten).
Daher: ohne Zucker kein Alkohol. Und: je mehr Zucker im Gärgut,
umso mehr Alkohol!
Der natürliche Zuckergehalt in Beeren und Obst reicht für
maximal 10% Alkohol, in Weintrauben für maximal 15% Alkohol. Wenn
Sie eine Turbohefe nehmen, dann sollten Sie, um das Potenzial einer
Turbohefe voll auszuschöpfen, Ihr Brenngut zuckern. Für eine
Zuckerung spricht ebenfalls:
- die Aromen sind eher alkohollöslich als wasserlöslich. Daher:
je mehr Alkohol, umso mehr Aroma!
- eine nicht gezuckerte Maische muss, damit das Destillat einen Alkoholgehalt
von mindestens 40% erreicht, 2mal gebrannt werden. Bei jedem Abtrieb
gehen aber Aromen verloren. Bei einer gezuckerten Maische reicht ein
Abtrieb!
Stellt sich die
Frage, wie viel Zucker muss hinzugefügt werden, um einen gewünschten
Alkoholgehalt bei der Gärung zu erreichen. Um diese Frage beantworten
zu können, müssen Sie zunächst den natürlichen Zuckergehalt
in Ihrer Maische kennen. Den bestimmen Sie mit einer Oechslewaage
oder mit einem Hydrometer.
(Wie? siehe die Anleitungen zu den Geräten).
Aus dieser Kenngröße
können Sie nun den potenziellen Alkoholgehalt ableiten, der bei
der Vergärung gebildet wird. Wenn Sie einen höheren Alkoholgehalt
erreichen möchten, können Sie dann die dazu fehlende Zuckermenge
berechnen.
Dazu einige Umrechnungsfaktoren:
- aus 100 g Zucker/l werden etwa 6% Alkohol gebildet; oder: 1% Alkohol
entspricht etwa 16,7 g Zucker / l
- 1 ° Oechsle entspricht etwa 2,6 g Zucker/l
Beispiel: Ihre Maische
hat 40 ° Oechsle. Das entspricht etwa 104 g Zucker / l. Durch die
Vergärung werden daher etwa 6% Alkohol erreicht. Sie möchten
aber 18% erreichen. Die fehlenden 12% entsprechen 12x16,7 = 200 g Zucker/l.
Das ist die Zuckermenge, die Sie Ihrer Maische hinzufügen müssen,
um 18% Alkohol zu erreichen.
Reine Zuckermaischen/Sirup
Da mit diesem Gärgut ein reiner, möglichst geschmacksneutraler
Alkohol hergestellt werden soll, nehmen Sie eine Turbohefe mit neutralem
Aromaspektrum.
Fragt sich welche Turbohefe für welche Maische? Für eine übersichtliche
Zusammenstellung klicken Sie bitte hier!
Siehe auch meine
Hinweise zur Gärung.
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